IFLA-Präsidentin Christine Mackenzie und Generalsekretär Gerald Leitner haben die folgende Erklärung zur Lage in Afghanistan abgegeben.

Gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft hat die IFLA die Ereignisse der letzten Tage in Afghanistan aufmerksam verfolgt.

Unsere Sorge gilt in erster Linie den Menschen in Afghanistan, insbesondere den am meisten gefährdeten Gruppen, darunter Frauen und Mädchen.

Wir schließen uns der weltweiten Forderung an, dass die Menschenrechte aller afghanischen Bürger respektiert und gewahrt werden müssen. Als Stimme der globalen Bibliothekslandschaft legen wir besonderen Nachdruck auf das Recht auf Bildung und Zugang zu Informationen, auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung sowie auf kulturelle Rechte für alle.

Kulturelle Rechte und Bewahrung des kulturellen Erbes

Um das Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben zu gewährleisten, muss das vielfältige kulturelle Erbe Afghanistans in all seinen Formen, sowohl materiell als auch immateriell, bewahrt werden.

Die IFLA fordert alle Regierungsstellen in Afghanistan auf, Bibliotheken und ihre Sammlungen zu schützen, einschließlich Sammlungen von dokumentarischem Erbe von Bürgerinnen und Bürgern in privaten Sammlungen, sowie alle Gedächtnisinstitutionen, Museen, Archive, Galerien, Denkmäler und Stätten im ganzen Land.

Wir betonen insbesondere die Notwendigkeit, die Gefahren im Zusammenhang mit illegalem Handel und Diebstahl von Kulturgütern, denen das dokumentarische Erbe besonders ausgesetzt ist, zu mindern.

Wir fordern daher alle Behörden auf, den Schutz des kulturellen Erbes und der Fachleute, die an seiner Erhaltung arbeiten, ohne Diskriminierung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der Religion oder der politischen Meinung zu gewährleisten, damit es auch für künftige Generationen zugänglich bleibt.

Insbesondere fordern wir gemeinsam mit anderen internationalen Kulturorganisationen die Behörden auf, ihren internationalen Verpflichtungen zum Schutz des Kulturerbes als Vertragsstaat des Haager Übereinkommens zum Schutz von Kulturgut von 1954 und seiner Protokolle sowie des UNESCO-Übereinkommens von 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut weiterhin nachzukommen.

Schließlich ehrt die IFLA diejenigen, die bereits ihr Leben riskiert haben, um das dokumentarische und kulturelle Erbe des Landes in allen Formen zu schützen. Wir werden weiterhin mit unserem Netzwerk in der Region und internationalen Partnern zusammenarbeiten, um die Situation zu beobachten und jede mögliche Unterstützung zu leisten. 

Christine Mackenzie
IFLA President

Gerald Leitner
IFLA Secretary General

 

19 August 2021

Siehe auch die  Erklärung OHCHR | Afghanistan: UN expert warns of “cultural disaster”, urges visas for the vulnerable der UN-Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte, Karima Bennoune, zur Lage in Afghanistan.